Alpa - Kameras ohne Fabrik?

Die Kamera-Marke aus dem Jura erlebte ihre Auferstehung mitten in der Bankenstadt Zürich. Ein Kamerahersteller genau dort, wo die Welt am teuersten ist? Kann das gut gehen? Der Versuch einer Annäherung.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Dr. Christoph Jehle
Inhaltsverzeichnis

Nikon, Canon, und, und, und, ...: Wenige Großkonzerne dominieren die Kamerabranche und sind Headline-Geber der tagesaktuellen Berichterstattung rund um das Thema Fotografie. Schnell geraten kleinere Firmen aus dem Fokus – etwa der Kamerahersteller Alpa. Dabei blickt das Schweizer Unternehmen nicht nur auf eine langjährige Geschichte zurück, es hat auch namhafte Liebhaber – René Staud beispielsweise: Er setzt Alpa-Kameras für seine Autofotografien ein – c’t Digitale Fotografie hatte in Heft 03/2014 darüber berichtet. Hier ein Hintergrundbericht über das Unternehmen und seine Produkte:

Der Name Alpa geht zurück auf die 1918 gegründete Firma Pignons S.A. in Ballaigues / Westschweiz, der Heimat der Uhrenindustrie. Pignons war ein klassischer Zulieferbetrieb für die gleichnamigen Getriebeteile für Uhren, die nach einem Ausgleich für den stark schwankenden Bedarf der Uhrenhersteller suchte.

Alpa-Modelle (6 Bilder)

Alpa 12 FPS (Bild: Alpa)

Da erreichte das Unternehmen im Jahre 1933 ein Vorschlag von Jaques Bolsky (Bolex) für eine Kleinbild-SLR-Kamera. 1942 kam dann die erste Kamera der Marke Alpa auf den Schweizer Markt. Zwei Jahre darauf wurde sie auf der Basler Mustermesse vorgestellt und ab diesem Zeitpunkt weltweit verkauft. Bis 1965 stiegen die Produktionszahlen auf 1500 Stück pro Jahr und gingen jedoch in den Folgejahren wieder deutlich zurück. 1976 wurde mit der Alpa 11si mit TTL-Belichtungsmessung über drei Si-Zellen das letzte von Pignons entwickelte Kameramodell vorgestellt.

Zu den Vorteilen der Alpa-Kleinbild-Kameras gehörte von Anfang an das Objektiv-Auflagemaß von nur 37,80 mm, welches es ermöglichte, Objektive aus anderen Kleinbild-SLR-Systemen mechanisch zu adaptieren. Elektrische Kontakte gab es damals noch nicht. Teilweise war es sogar möglich, die Blende der Objektive über den Kameraauslöser schließen. Ohne eigene Objektivfertigung in Ballaigues war man auf Zukauf und Adaption von Objektiven angewiesen. Das Ende für die Alpa und die Pignons S.A. kam 1990 unter dem Druck der asiatischen Hersteller, die komplette Kamerasysteme aus einer Hand anbieten konnten. Sechs Jahre später sollte es dann für die Marke Alpa einen Neuanfang in Zürich geben.