Mönche gibt es schon lange nicht mehr im ehemaligen Zisterzienserkloster Chorin, aber ihre Spuren haben sie überall in den alten Mauern hinterlassen. Wer sich auf Spurensuche in dem heutigen Museum begibt, wird Zeugnisse aus sechs Jahrhunderten finden. Ein wundervoller Flecken Erde für einen Tag Urlaub von Berlin.

Es sind keine Mönche in Kutten, dafür aber viele Besucher, die kreuz und quer über die Rasenfläche des Klostervorplatzes laufen. Es ist ganz schön was los im Kloster Chorin im Landkreis Barnim. Ein Orchester spielt im offenen Kirchenschiff. Auf dem Rand eines alten Brunnens sitzen zwei Mädchen und hören den Klängen zu, die über den sonnigen Platz strömen.

Mönche gibt es nicht mehr in Chorin, aber man kann sich vorstellen, wie lebhaft es zuging, als hier um das Jahr 1400 herum 300 von ihnen lebten. Heute spielen im Kreuzgang Kinder zwischen den Säulen - undenkbar im Spätmittelalter. Vieles hat sich verändert. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert haben die Zisterzienser das Kloster aufgeben müssen. Seitdem hat es viele Besitzer und Pächter gehabt, und alle hinterließen ihre Spuren.

In der Lesestube wohnte der Förster

Viel Bausubstanz und Inventar wurden verkauft. Aber die frühgotische Ruine hat nichts von ihrer Ausstrahlungskraft verloren. Sie steht inmitten von Wald und Wiesen, unweit des Choriner Amtsees. Jetzt ist sie im Besitz des Landes Brandenburg und zu einem Museum geworden. In den Nebengebäuden wurde die Forstbehörde untergebracht. In der alten Lesestube der Mönche wohnte über Jahrzehnte der Oberförster.

Seit 1964 findet der Choriner Musiksommer statt. Jeden Sommer geben verschiedene klassische Orchester aus ganz Deutschland gut besuchte Konzerte in der Klosterkirche. Der Musiksommer macht gerade Pause, stattdessen gibt es den Opernsommer. Zurzeit spielt das Brandenburgische Konzertorchester Eberswalde Rossinis "Barbier von Sevilla". Auch tagsüber klingt die Musik während der Proben durch die Ruine.

Die noch bestehenden Gebäudeteile sind restauriert worden. Besucher können sie ohne Begleitung erkunden. In einigen Teilen sind Ausstellungen untergebracht, die sich unter anderem mit Klostergeschichte und regionaler Botanik beschäftigen. "Wir sind sehr zufrieden mit den Besucherzahlen", sagt Margitta Kasch, stellvertretende Klosterverwalterin.

Spannend für Kinder

"Bei dem durchwachsenen Wetter fahren viele nicht in den Urlaub, sondern machen Tagesausflüge. Sie buchen Führungen bei uns oder schlendern über die Anlage." Das Publikum sei sehr gemischt. "Wenn Kinder bei den Führungen dabei sind, gehen wir natürlich besonders auf sie ein. Es gibt viele spannende Geschichten über das Leben der Mönche."

In der Klosterkirche finden keine Gottesdienste mehr statt. Dafür hat sich die evangelische Gemeinde des Nachbarortes Sandkrug eine kleine Kapelle eingerichtet. Sie ist im ehemaligen Brüdersaal untergebracht, in dem die Mönche früher an ihren Schriften arbeiteten - mit Fußbodenheizung. Denn unter dem Saal befand sich ein Heizraum, der dafür sorgte, dass beim Schreiben nicht die Tinte einfror.

Eine mittelalterliche Fußbodenheizung

Fast vierzig Jahre hat es gedauert, das Kloster zu bauen. Zuerst gab es nur eine Unterkunft und eine provisorische Kapelle zum Beten. Um 1300 wurden die ersten Altäre geweiht. Die Baustoffe stammen aus der Region - Kalk, Sand, Ton. Die Mönche brannten die Backsteine selbst, sogar mit schönen Verzierungen. Hilfe bekamen sie von anderen Zisterziensern aus älteren Klöstern in ganz Europa. An den Kirchenpfeilern ist der Schmuck noch gut zu sehen. Man sieht Margitta Kasch an, dass sie sich darüber freut. "Die Eichenblatt-Friese sind noch gut erhalten."

Die vielen Besitzer haben das alte Kloster über Jahrhunderte regelrecht ausgenommen. Steine wurden in Massen nach Berlin verkauft. Das Dach wurde abgedeckt und die alte Kirche dadurch fast zerstört. Als Karl Friedrich Schinkel zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf einer Dienstreise hier Station machte, befahl er die erste umfangreiche Restaurierung. Von da an sanierten die Brandenburgischen Landesherren das Kloster Stück für Stück.

Hochzeiten in der Sakristei

Unter schönem Kreuzrippengewölbe wird inzwischen sogar geheiratet. Die ehemalige Sakristei beherbergt das Choriner Standesamt.

Dort, wo früher im Hauptschiff der Altar war, stehen Stühle für die Zuschauer. Eines der Seitenschiffe der Kirche hat keine Außenwand, sondern nur Säulen. Bei Konzerten sitzen die Zuschauer auf dem Rasen - unter den ausladenden Zweigen eines Bergahorns. Viele bringen sogar ihre Picknickkörbe mit.

Wie in das Mittelalter zurückversetzt fühlt man sich in der Klosterküche. Neben dem riesigen Rauchfang nisten zwar inzwischen Schwalben, aber der Boden besteht noch aus den echten Pflastersteinen. An den Wänden und der Kreuzrippendecke klebt noch der alte Ruß - er ist 600 Jahre alt.

Wo früher die Mönche um eine Säule herum saßen und große Töpfe über dem Feuer brodelten, können heute Besucher ihren Proviant verspeisen. Nach den Konzerten gibt es hier ein kleines Buffet. Über ausgetretene Steinstufen gelangt man in den Klosterkeller. Ursprünglich zur Lebensmittellagerung gedacht, sind dort jetzt archäologische Funde ausgestellt. Dank vieler Pfotenabdrücke kann man erkennen, welches Tier bei der Trocknung der Backsteine eine Abkürzung durch die Klosteranlage genommen hat.

In der Immenstube wird mit Honig gekocht

Außerhalb der Anlage neben der Hauptstraße steht das kleine Restaurant Klosterschänke unter alten Bäumen. An ihr kommt man vorbei, wenn man einen Rundgang um das Kloster macht. Wer einen größeren Spaziergang machen will, der kann auf ungefähr zwei Kilometern den Amtsee umrunden. Ein sehr spezielles Restaurant findet man hinter dem Amtsee - die "Immenstube". Hier wird mit Honig gekocht: Wildschweinbraten in Backpflaumen-Honigsoße mit Apfelrotkohl und Petersilienkartoffeln ist eines der Hauptgerichte. Draußen vor der Terrasse gibt es eine kleine Minigolfanlage und einen Spielplatz.

Wer seinen Klosterbesuch mit einem Badetag kombinieren will, fährt zum nicht einmal zehn Kilometer entfernten Parsteiner See. Hier hatten die Zisterzienser auf der Halbinsel Pehlitzwerder begonnen, ein Kloster zu bauen. Als sie feststellten, dass der Standort oft überschwemmt wurde, baten sie den damaligen Landesherren um ein neues Stück Land - und wurden nach Chorin geschickt.

Auf Pehlitzwerder befindet sich auch eine der Badestellen. Die zwei Liegewiesen gehören zu einem Campingplatz. Einen kleinen Imbiss gibt es auch. Da keine Autos erlaubt sind, muss man sein Auto gegen eine Tagesgebühr von einem Euro außerhalb abstellen. Eine etwas größere Badestelle samt Abenteuerspielplatz und Gaststätte hat der zweite Campingplatz am östlichen Ufer des Sees. Auch eine Tauchschule gehört zu der Anlage - wer will, kann am Wochenende sogar Surfen lernen.

Opernsommer

Anfahrt Zum Kloster: Mit dem Auto fährt man von Berlin aus über die Autobahn A11 bis zur Ausfahrt Chorin. Dann der Beschilderung folgend über Golzow und Britz bis nach Chorin. Mit der Regionalbahn gelangt man vom Berliner Hauptbahnhof in 40 Minuten ohne Umsteigen nach Chorin.

Kloster Es ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Die Eintrittspreise: Erwachsene vier Euro. Führungen bis elf Personen kosten 60 Euro, ab zwölf Personen pro Person fünf Euro. Mehr Informationen auf www.kloster-chorin.info oder unter Tel.033366/703 77. Der Opernsommer dauert mit dem "Barbier von Sevilla" und der "Zauberflöte" bis zum 9. August.

Parsteiner See Wenn Sie baden wollen, nutzen Sie die Campingplätze. Der Eintritt für die Badewiese im Campingplatz Pehlitzwerder kostet für Erwachsene einen Euro und für Kinder 50 Cent pro Tag (Info unter Tel.033362/284). Der Campingplatz Parsteiner See verlangt den gleichen Eintrittspreis, parken kostet hier drei Euro pro Tag (Info unter Tel. 033365/362, www.camping-parsteiner-see.de ).