"Empört euch", ruft Sascha Lobo die deutschen Linken auf, und zwar über islamistischen Terror wie die tödliche Messerattacke auf zwei Touristen in Dresden. In seiner jüngsten Kolumne "Stille. Und Verniedlichungsrassismus" schreibt er über ein Muster, das er wahrgenommen haben will: "Auf einen rechtsextremen Mord folgt linke Empörung, auf einen islamistischen Mord folgt eine stille, linke Zerknirschtheit, wie man sie Erdbebenopfern entgegenbringt." Und die werde im schlimmsten Fall noch um Relativierungen ergänzt.

Die allererste linke Reaktion auf solche mörderischen Taten, die Lobo erkennt, ist oftmals "die Sorge über daraus resultierenden rechten Hass". Dass auch Islamisten hassen, werde dadurch "en passant ausgeblendet". Lobos Schlussfolgerung: "Für viele Linke scheint es eine Menschenfeindlichkeit erster und eine Menschenfeindlichkeit zweiter Klasse zu geben."

Er zeigt ein gewisses Verständnis dafür, dass manche Linke Angst haben, als Rassisten zu gelten, sobald sie Islamismus kritisieren. Die Gründe für das Schweigen seien aber wohl eher Desinteresse an den komplexen migrantischen Sphären und "moralische Faulheit". Zu viele Linke würden nicht anerkennen, dass Menschen "zugleich Opfer von (strukturellem) Rassismus und Täter in Sachen Menschenfeindlichkeit" sein können.

In seinem Podcast reagiert Lobo auf einige Zuschriften seiner Leserinnen und Leser. Er diskutiert sie zusammen mit Kevin Kühnert, dem stellvertretenden Vorsitzenden der SPD. Kühnert hat ähnlich wie Lobo in einem Gastbeitrag auf SPIEGEL.de der politischen Linken in Deutschland einen "blinden Fleck" unterstellt.