Oldenburg - Fünf Cartoonisten, ein Journalist – und dieses irrwitzig über sechs Tage und Nächte in Badewanne, im Supermarkt, im Bett und Auto geführte Facebook-Gruppeninterview - das ist eine echte Herausforderung, möglicherweise auch für NWZ-Leser. Wir präsentieren Ihnen deshalb hier nur einen streng zensierten und wild zusammengeklebten Auszug der Ereignisse und Dialoge beziehungsweise Quintettologe von und mit den großartigen Alltagslebenszeichnern Dorthe Landschulz, Martin Perscheid, Michael Holtschulte, Piero Masztalerz und Denis Metz.

Blättern Sie sich hier durch die exklusiven Zeichnungen der Cartoonisten (Hinweis: Für ein optimales Lesevergnügen empfehlen wir die Ansicht am Desktop auf großem Bildschirm beziehungsweise am mobilen Endgerät die Queransicht)

Basis des ganzen wirren Treibens ist ein Cartoon-Konzert: Am 3. März 2018, einem Samstag, findet im Oldenburger Musik- und Literaturhaus Wilhelm13 (Leo-Trepp-Straße 13) die Releaseparty des hiesigen Lappan-Verlags zum neuen Sammler „Statt Noten. Cartoons für Musiker“ statt. Los geht es um 20 Uhr. Auch der ein oder andere Promi aus dem „lustigen“ Segment soll sich hier bereits ein Glas Sekt bereitstellen lassen haben. Oder zwei. Oder drei. Oder Bier.

Jetzt aber erstmal dieses abstrakte Stück Interviewkunst, zur Einführung:

Donnerstag, 18:10 Uhr.

Du hast die Gruppe „Statt Noten - das Interview (Prequel)“ genannt.

Michael Holtschulte hat Dorthe Landschulz und 2 weitere Personen hinzugefügt.

Michael : Hau’ doch einfach schon die erste Frage raus. Alle gleichzeitig bekommen wir wahrscheinlich vor dem 3. März nicht unter einen Hut.

Marc : Na, von Herzen gern! Sind Cartoons eigentlich ‘ne ernste Sache oder können sie auch Spaß machen? (Thema Lebensunterhalt ....)

Michael : Humor ist ein ernstes Geschäft und somit ist die Cartoonzeichnerei ein seriöser Beruf wie jeder andere auch. Inklusive schlechter Laune, weil man mittags aufstehen muss.

Piero : Ja, wir machen es nur noch aus Spaß, weil man damit eben kein Geld verdienen kann.

Michael : Du.

Piero : Ich hab ja auch keine drei Häuser, die das auffangen, was ich nicht verdiene. Ich hab drei Kinder!

Michael : Die das auffangen, was du verdienst.

Piero : Die das ausgeben, was ich noch verdienen muss...

Marc : Aber Moment... ein bisschen Kohle habt Ihr schon. Ich hab letztens was von Euch gekauft.

Michael : Ach, Marc, DU warst das!

Marc : Na gut. Ist das Cartoonistenleben (oder hört Ihr Karikaturisten, lieber?) denn ein Full-Time-Job?

Michael : Karikaturisten sind die, die an alle Zeichnungen Schilder zeichnen, was dort zu sehen ist. Von daher ist mir Cartoonist lieber. Und ich weiß gar nicht, ob man von „Leben“ sprechen kann. Aber das, was ich mache, geht rund um die Uhr. Oft auch mitten in der Nacht.

Dorthe : Hallo Marc, hallo alle anderen, ich muss jetzt Tschüss sagen, denn ich bin zum Essen eingeladen. Schreibe aber gern ein andermal wieder Quatsch hier rein.

Michael : Siehst du, Marc? Man muss sich sogar zum Essen einladen lassen.

Piero : Mach uns ruhig neidisch, Dorthe! Essen! pff..

Marc : Aber zurück zum lustigen Rest: Ich gehe davon aus, dass Ihr alle nur noch digital arbeitet - oder können auch noch Krümel und Kaffeetassenflecken Eure Zeichnungen ruinieren?

Piero : Nicht so schnell, ich kann nur eine Frage zur Zeit! Es ist eigentlich kein Job, man macht es, weil man irgendwann gemerkt hat, dass das humorvoll-zeichnerische Verarbeiten von Missständen ein gutes Gefühl gibt. Irgendwann gibt einem einer 10 Euro dafür - und dann ist man angefixt, hängt alles andere an den Nagel und kann nicht mehr zurück.

Marc : Okay. Ich nehme dann jetzt nur noch einen Finger zum Tippen.

Piero : Es gibt noch Romantiker unter uns, die mit Stift und Papier Sachen mit 1-bit Auflösung einscannen. Hab ich gehört. Ok, nächste Frage!

Michael : Nein. Pause. Martin antwortet sonst völlig verschreckt auf gar nix. Und bei Denis bin ich mir gar nicht sicher, ob Facebook auf Baltrum genauso schnell ist wie hier.

Donnerstag, 22:02 Uhr

Martin : Habe ich was verpasst? Musste meine Bleistifte anspitzen.

Michael : Genau. Ob du das den ganzen Tag machst.

Martin : Die ganze Nacht. Wenn Leute wie du mittags aufstehen, schlafe ich ja noch.

Piero : Sooo. Guten Morgen. Hab mir erstmal ’n Kaffee gemacht.

Michael : Das geht auch nur mit einzeln stehender Villa. Erklär’ das Spitzen zur Nachtruhe sonst mal den Nachbarn.

Martin :

Marc : Ich getraue mich nun gar nicht mehr, überhaupt etwas zu fragen. Habe schon drei Fragenkataloge zu Buntstiften zerrissen.

Michael : Ich beantworte sowieso nur Fragen zur Totaberlustig-Stifteedition von Tombow.

Marc : Ich dachte, Du wärst farbenblind?

Michael : Du verwechselst mich mit Uli Stein.

Freitag, 12:34 Uhr

Marc : Guten Morgen! Also noch einmal: Muss es nebenher noch weitere Betätigungen geben, um den Lebensunterhalt zu finanzieren?

Piero : Hab ich schon beantwortet.

Marc : Fantastisch, vielen Dank dafür!

Piero : Gerne! Die anderen schlafen noch.

Michael : Nope. Aber ich diktiere diese Zeilen nackt von meinem Chaiselongue aus.

Marc : Ich hörte davon. Alle reden darüber.

Denis : Hi Marc! Darf ich dir die Antworten auch per mail schreiben? Beim Schreiben und Lesen in diesem popligen Messenger-Fenster kriege ich Augenprobleme ...

Piero : Du kannst auch oben auf die Sprechblase klicken und dann auf „Alle im Messenger ansehen“ - dann wird‘s schön groß.

Marc : Natürlich darfst Du. Eigentlich hatte ich mir eine Diskussion erhofft, aber unsere Zeiten ... Also: mach‘ et!

Denis : Wir können ja auch altmodisch telefonieren. Weil, ich muss gleich erstmal lecker mittagessen. Und dann spazieren gehen, da draußen ist Frühling!

Michael : Trick 17. Dann muss Marc alles schreiben. Gar nicht mal doof.

Freitag, 16:20 Uhr

Dorthe : Huhu, ich hab auch was geschrieben. Wenn man, wie ich, ausschließlich vom Cartoonzeichnen lebt, dann ist es ein Full-Time-Job und da kann der Spaß dann manchmal schon ein bisschen auf der Strecke bleiben. Das ist die Gefahr bei jeder Leidenschaft, die zum Beruf wird. Zu festgelegten Themen von Auftraggebern zeichnen ist weniger erfüllend, als einfach den Quatsch zu machen, der einem spontan gerade einfällt. Trotzdem macht das Cartoonzeichnen mir, glaube ich, mehr Spaß als wäre ich Kassiererin bei Aldi. Oder Managerin von VW. Deshalb bleibe ich dabei.

Freitag, 17:55 Uhr

Denis : Ich nehme nichts so ernst, wie den Humor! Gute Gags zu produzieren ist eine Arbeit, die Übung und Erfahrung voraussetzt und einem viel Konzentration abverlangt. Aber auch Liebe, die Liebe zu dem, was man tut. Und darum macht das Cartoonzeichnen natürlich Spaß. Der Moment, in dem die Gedanken im Kopf zu einem Gag werden, man über seinen eigenen Witz lacht und es dann kaum erwarten kann, bis die Zeichnung endlich fertig ist - das ist das Schöne an dem Beruf. Ja, das Cartoonzeichnen ist ein richtiger Beruf, das erkenne ich schon daran, dass ich immer mehr Zeit mit dem „drumherum“ verbringe. Recherchen, Inspirationssuche, Pressearbeit, Ausstellungen ... all das braucht mehr Arbeit als das eigentliche Zeichnen. Für den Lebensunterhalt reicht es nicht, ich verdiene auch noch mit anderen Dingen mein Geld. Ich habe eine Halbtagsstelle als Grafiker und Marketingmensch in der Kurverwaltung Baltrum und dann mache ich zum Beispiel das Layout für die Drummer-Zeitschrift Sticks. Diese vielen Jobs sichern aber nicht nur das monatliche Einkommen, sie versorgen mich auch mit Inspiration. Gut möglich, wenn ich „nur“ Witze zeichnen würde, dass ich mich irgendwann im Kreis drehe und mir nichts neues mehr einfällt.

Michael : Mein Cartoonisten-Dasein ist ein Full-Time-Job. Da das den Lebensunterhalt finanziert, ist das selbstverständlich eine ernste Angelegenheit, vor allem der ganze bürokratische und organisatorische Kram rundherum. Da ich es aber liebe, mir Witze auszudenken und zu zeichnen, überwiegt der Spaß an der Sache. Insofern lebe ich meinen persönlichen Traum, da das genau das ist, was ich immer wollte. Natürlich illustriere ich auch regelmäßig andere Sachen, kann mir die aber glücklicherweise aussuchen.

Martin : 1. Ja, Cartoons sind immer todernst und niemals witzig, sie werden nur von den meisten missverstanden. 2. Für einen alleine reicht`s. Wenn man Familie hat, muss man nebenbei mit Drogen handeln und die Kinder auf den Strich schicken.

Marc : Auf Twitter läuft derzeit eine enorme Plagiatsdiskussion („Der Poet“) – wie ist es im Bereich des gezeichneten Humors? Braucht es da auch eines starken juristischen Rückhalts?

Dorthe : Die meisten Cartoonisten sehen das entspannt, würde ich sagen. Und es gibt unter uns auch nur sehr wenige, die absichtlich plagiieren. Und das sind meistens die, die nicht besonders erfolgreich sind.

Martin :Unter Kollegen ist man da gnädig, zumal viele einen ähnlichen Humorhorizont haben und zwangsläufig auf ähnliche Ideen kommen. Da kommt es dann nur darauf an, wer zuerst dagewesen ist, der sagt dann den anderen: Ätsch, ich war erster. Was anderes ist es, wenn Fernsehkomiker bei Cartoonisten klauen, denen muss man dann schon mal einen Schlägertrupp vorbeischicken.

Piero : Im Cartoonbereich geht es wesentlich diskreter zu, man schickt sich den Cartoon mit derselben Pointe zu und beide lachen (und der Zweite löscht den Cartoon dann wieder). Auch weil wir wissen, dass man durchaus auf dieselbe Pointe kommen kann. Im Comedybereich ist es deutlich härter, aber hier sind die Leute auch wesentlich dreister. Da klaut man nicht nur eine Pointe, sondern gleich ein ganzes Buch, auf Cartoons übertragen. Und es ist auch verständlich, warum es in der Branche härter zugeht. Hier geht es nämlich um wesentlich mehr Geld. Der unbegabte oder faule Comedian klaut sich sein Material zusammen und wenn er die Hallen vollmacht, ist den Veranstaltern leider vollkommen egal, wo das Zeug herkommt.

Michael : Unter der überschaubaren Menge der professionell arbeitenden Cartoonisten braucht man zum Glück keinen juristischen Rückhalt. Jeder kennt jeden und wenn es mal zu Dopplern kommt, ist das keine böse Absicht. Man beleidigt sich kurz, schickt abgetrennte Pferdeköpfe, verflucht die komplette Erblinie des vermeintlichen Nachmachers, aber dann ist auch wieder gut. Passiert halt. Anders sieht das natürlich mit den Anwälten aus, wenn anderweitig Cartoons geklaut und kommerziell verwertet werden. Aber das würde jetzt zu sehr in die urheberrechtliche Tiefe gehen.

Denis : Die Cartoonistenszene ist sehr klein und vor allem sehr familiär. Da pisst keiner dem anderen ans Bein. Wir mögen uns und sind untereinander sehr rücksichtsvoll, wir klauen uns nichts. Klar kommt es vor, dass mehrere zugleich auf die gleiche Idee kommen, gerade bei aktuellen Themen. Beispiel: Als Trump gewählt wurde, sah man am nächsten Tag Dutzende Bilder, auf denen die Freiheitsstatue zu sehen war - befingert, vergewaltigt oder erschlagen vom neuen Präsidenten. Solche Ideen sind eben naheliegend, da kann man nichts machen.

Marc : Apropos: Die Weiterverbreitung von Cartoons in Sozialen Medien – freut das die Macher eher oder ist es ein Ärgernis?

Piero : Du kannst der geilste und lustigste Zeichner sein, wenn dich keiner kennt oder keiner deine Sicht der Dinge liest, macht es nur halb so viel Spaß. So gesehen sind die Sozialen Medien eher Segen als Fluch.

Denis : Das steigert in erster Linie die Bekanntheit. Schaden kann das nicht. Ätzend sind hingegen diese Spaßseiten, die einem ungefragt Cartoons klauen, möglicherweise auch noch umschreiben, in einen Kontext mit fragwürdigen Witzen stellen und dann damit Geld verdienen. Davon gibt es leider viele, und Abmahnen macht nicht wirklich Spaß.

Michael : Wenn man die Öffentlichkeit sucht, was man ja mit der Veröffentlichung von Cartoons definitiv tut, dann sind soziale Medien ein Segen. Vor allem auch wegen des direkten Kontakts zum Leser. Zum Fluch wird das Ganze erst, wenn gewisse Spielregeln nicht mehr eingehalten werden, wie z.B. die Signatur bei so einem Cartoon entfernen und den Cartoon auf der eigenen Seite veröffentlichen und schlimmstenfalls auch noch Geld mit dem fremden Eigentum verdienen. Dann hab ich als Cartoonist weder Ruhm, Ehre noch Geld von meiner Arbeit. Es ist wie mit so vielen Dingen im Leben, dass man auch im Internet eigentlich ganz gut mit dem kategorischen Imperativ fährt.

Dorthe : Die Sozialen Medien sind eine wunderbare Plattform für Cartoons. Wenn sie oft geteilt werden, steigert das den Bekanntheitsgrad und man bekommt mehr und mehr Fans. Außerdem ist der digitale Applaus, wenn ein Cartoon gut ankommt, Balsam für die zweifelnde Künstlerseele.

Martin : Cartoons, die ich selber in sozialen Netzwerken veröffentliche, dürfen natürlich geteilt werden. Wer andere meiner Cartoons postet, sollte zumindest meine Bücher gekauft haben. Ich werde das in Zukunft persönlich kontrollieren.

Samstag, 13.25 Uhr

Marc : Stichwort Digitales: Wird noch Papier verbraucht – oder entstehen die Cartoons mittlerweile nur noch auf dem elektronischen Zeichenpad?

Piero : Ich zeichne nur noch digital.

Dorthe : Ich zeichne fast ausschließlich digital. Aus Faul- und Gewohnheit.

Denis : Ich bin da etwas altmodisch: ich zeichne auf Papier, scanne dann ein und mache Finetuning und Kolorierung am Rechner. Erst vor kurzem habe ich mir ein iPad zugelegt und experimentiere mit dem Applestift. Das Kolorieren wird damit viel lebendiger und macht Spaß, das digitale Zeichnen hingegen fühlt sich ganz anders an, der Strich ist ein anderer. Dadurch verändert sich der Stil, die Seele, die den Cartoon ausmacht.

Michael : Gerne analog auf Papier! Aber für Trickfilme darf es ruhig auch schon mal komplett digital mit einem Tablet sein.

Martin : Ich bin da total altmodisch, da ich auch Originalzeichnungen verkaufe. Die wenigsten würden sich eine Datei an die Wand nageln.

Marc : Wie entsteht überhaupt so ein Cartoon – ist es nachts der spontane Gedanke? Passiert‘s aufgrund einer Bestellung des Verlags? Tagesgeschehen, Erlebnisse, Mentalexperimente?

Piero : Alles davon. Man nimmt ein Thema und beleuchtet es von allen Seiten und irgendwann fällt dann manchmal ein Witz heraus. Deshalb klauen ja auch so viele (Comedians), weil sie zu faul sind zum Nachdenken und zu geil auf die Bühne!

Martin : Alles richtig.

Dorthe : Wie Piero schon schrieb: Es ist alles das. Ich habe massenhaft Skizzenbücher voll mit Cartoonideen, die ich zum Großteil noch nicht umgesetzt habe. Manches setze ich aber auch schnell um. Kommt ganz darauf an. Was mir am meisten gefällt an dem Job, ist, die Ideen zu haben und zu entwickeln. Das Fertigstellen der Zeichnung interessiert mich dann nicht mehr so und fühlt sich fast wie Arbeit an. Deshalb bleiben viele Ideen ungenutzt liegen. Ich horte sie wie Schätze und freue mich daran.

Denis : Alles richtig. Bei den Auftragsarbeiten für die SZ (oder auch für dieses Buch) gibt es ein Thema. Dazu liest man verschiedene Artikel und kritzelt alles auf, was einem dazu einfällt. Dabei versucht man Dinge miteinander zu kombinieren, die eigentlich nicht zusammen passen. So entsteht Komik. Irgendwann hat man die zündende Idee, manchmal sofort, manchmal braucht es vier oder fünf Anläufe.

Michael : Kann ich auf alle Antworten der verehrten Kollegen hier verweisen. Ja. Alles.

Marc : Ihr seid nun alle am 3. März in Oldenburg – und werdet dort direkte Rückmeldungen von Fans und Freunden erhalten. Auch wenn zahlreiche Menschen den Stil und die Figuren den jeweiligen Cartoonisten zuordnen können, dürften einige von Euch wohl seltener auf der Straße erkannt werden, oder? Bedeutet Euch dieser direkte Kontakt etwas?

Martin : Erscheint dieses Interview vor der Party? Dann ja.

Piero : Das direkte Lachen ist der eigentliche Antrieb. Du denkst dir was aus und die Leute heulen vor Lachen, das will ich. Ich will, dass sie weinen!

Dorthe : Direkte Rückmeldung macht sehr viel Spaß, wenn sie positiv ist. Sonst eher nicht so. Hoffen wir das Beste.

Marc : Dann gibt es hier eine direkte Rückmeldung: Tiptop! Tausend Dank!

Denis : Zwischen dem Cartoonisten und dem Leser steckt ja ein Medium, anders als zum Beispiel bei einem Bühnenschauspieler. Die Leute finden ja nicht mich komisch, sondern das, was ich produziere. Daher ist der „direkte“ Kontakt nicht wirklich einer, da fehlt dann das Entscheidende. Für mich ist es das größte Lob, wenn ich die Leute über meine Cartoons lachen höre, denn dafür mache ich das.

Michael : Primär wünsche ich mir, dass meine Cartoons erkannt und für lustig befunden werden. Ich genieße aber so Situationen wie Signiertermine sehr, da man dort die Menschen trifft, die das, was man da die ganze Zeit produziert, gerne und freiwillig verfolgen. Wenn die sich dann auch noch über eine Signatur freuen, geht einem schon das Herz auf. Auf der Straße werde ich teilweise inzwischen auch schon angesprochen und nach Autogrammen gefragt. Nicht oft, aber es kommt vor und ist schön fürs Ego. Meine Freundin tut dann allerdings immer so, als habe ich mir das ausgedacht, wenn ich ihr davon erzähle. Wahrscheinlich gerade wegen meines Egos.

Marc : Michael bekommt einen Fleißmarienkäfer.

Piero : Fleißmistkäfer.

Sonntag, 21:42 Uhr

Piero : Hier, ich schon mal!

Michael : Hab im Gegensatz zum faulen Piero was zum Thema als Selfie gemacht.

Martin : Ist das eine Playstationgitarre?

Michael : Jein, die Dinger sind ja auch für xBox und Wii. Aber in meinem Fall ja. Auf dem Foto im Buch übrigens auch.

Martin : Peinlich.

Michael : Ja. Aber nicht so peinlich wie ein Poserfoto mit echter Gitarre

Martin : Cool wäre eins mit Luftposaune gewesen.

Michael : Wir sollten aber nicht jede Pointe aus dem Buch verschenken.

Montag, 05:56 Uhr

Piero : Ich spiele auf meinem Bild oben schon Luftquerflöte, klar, dass ihr Amateure das nicht seht...

Montag, 07:38 Uhr

Michael : Oh Gott, Kopfkino ...

Marc : Können wir jetzt bitte mal wieder ernst werden? Ich kann so nicht arbeiten.

Montag, 19:20 Uhr:

Marc : Nun mal Butter bei die Fische: Wer in dieser Runde hat denn sein Wikipedia-Profil schon mal gefälscht? Oder ist es völlig schnurz, was andere schreiben (also ich)?

Piero : Ich hab es am Anfang mal korrigiert, weil da Quatsch stand, jetzt hab ich lange nicht mehr geguckt.

Michael : Ich wurde von einem Journalisten gefragt, ob er das für mich schreiben dürfte, der mich dann zu allem befragt hat. Insofern lasse ich fälschen.

Marc : Mit welcher Frage, Zeichenunterlage oder Summe bekommt man garantiert ein Original von Euch? Und: Seid Ihr selbst auch noch Fanboys (bzw. -girls) von Amtskollegen?

Piero : Wir malen uns ständig gegenseitig Penisse in die Bücher. Das ist gesetzlich so vorgeschrieben.

Michael : Und Titten. Thema Fanboy: ich find Martin ganz OK.

Martin : An meinem Wikipedia-Eintrag habe ich noch nichts geändert, aber ich habe mal den von Piero zur Löschung vorgeschlagen.

Piero : Ich habe mal deinen zweiten Vornamen bei Wikipedia eingetragen: Martin Gisela Perscheid.

Martin : Schlecht recherchiert, mein zweiter Vorname ist Griselda.

Marc : Nach diesem Interview werde ich entweder gefeuert oder bekomme die Kündigung.

Piero : Eine nicht zu Ende gelebte Pubertät und eine unaufgearbeitete anale Phase sind Grundvoraussetzungen um Cartoonist zu werden. Marc, du kannst jederzeit nach der Kündigung als Cartoonist anfangen. Mehr verdienst du dann auch nicht!

Michael : In der Schule verprügelt worden zu sein, ist auch hilfreich habe ich gehört.

Marc : Fun Fact am Rande: Das ist in 25 Jahren Medienfuzzi mein erstes Interview, das ich in der Badewanne führe. Danke.

Martin : Aua. Wie kriege ich das Kopfkino aus?

Montag, 23:30 Uhr

Dorthe : Um mal wieder etwas Ernst in die Sache zu bringen: in meinem Wikipediaeintrag stehen nur lahme alte Sachen. Ich habe keine Ahnung, wer den Eintrag geschrieben hat. Habe eines Tages zufällig entdeckt, dass ich einen habe. Wer tut so was? Ich wollte ihn schon mal ändern und all die großartigen Sachen reinschreiben, die ich wirklich schon gemacht habe, aber dann ist etwas dazwischen gekommen und ich habe nie wieder daran gedacht. Außer jetzt gerade. Ich muss mal schnell zu Wikipedia. Tschüss

Dienstag, 09:02 Uhr

Marc : Wie sehr zerfressen Euch eigentlich Fehler, auch logische, in Arbeiten von oder über Euch?

Michael : Immer kurz vor Seppuku.

Marc : Dann will ich mal nicht gefragt haben. Einfach streichen, bitte.

Michael : Aber Spaß beiseite: Der Fehler liegt IMMER beim User.

Dienstag, 12:42 Uhr

Denis : Wikipedia: Ich habe keinen Wikipedia-Eintrag. Wieso eigentlich nicht? Keiner schreibt über mich! Heul!

Piero : Hallo, du wohnst auf Baltrum. Wer was wissen will, klingelt.

Denis : Originale: Originale biete ich in Ausstellungen zum Kauf an für richtiges ordentliches Geld. Und manchmal bezahlt das sogar jemand. Originale heißt aber: Aquarellfarbe auf Papier. Mache ich selten und in der Regel nur für Ausstellungen. Die unkolorierten Schwarzweißdinger will kein Galerist aufhängen. Fanboys: Ich finde Autogrammjäger und deren Sammelleidenschaft eher gruselig, ist nicht meine Welt. Mir bedeutet es viel mehr, mit einem Künstler, den ich toll finde, ein Bier zusammen getrunken zu haben. Autogramme sind nur Zeug. Zeug habe ich genug in der Wohnung. Badewanne: habe ich keine. Fehler in der Zeichnung: Beim Zeichnen bin ich sehr akribisch, was den Strich angeht. Ist die Zeichnung zu sauber, zu gradlinig oder ist die Perspektive verkackt, schmeiße ich sie weg und mache sie neu. Aber nach dem Abgabetermin ist vor dem nächsten. Wenn da noch ein Fehler drin ist, mein Gott, was soll’s. Gedruckt ist gedruckt. Wird gelesen und weggeschmissen. Für die Zweitverwertung im Buch wird es dann korrigiert.

Martin : Ist eigentlich jemandem aufgefallen, dass ich beim Ändern der Hintergrundfarbe des Titelcartoons den Raum zwischen Schädeldecke und Kopfhörerbügel vergessen habe?

Michael : Tatsache! Nochmal von vorne!

Marc : Dann kann ich die ganze Geschichte nun leider nicht mehr bringen. Schade. Trotzdem Danke für Eure Zeit.

Denis : Ja, kacke! Dann beim nächsten Buch wieder.

Marc : Ich warte dann bis zur 7. Auflage, wenn alle Fehler weitestgehend raus sind. Meine letzte, ernst gemeinte Frage, verbunden mit dem herzlichsten Dank an alle für diesen launigen Austausch - und dann gebe ich auch wirklich Ruhe -: Was ist ein guter Cartoon tatsächlich wert? Fürs eigene Gemüt, finanziell, aber möglicherweise auch gesellschaftlich?

Denis : Ein guter Cartoon überdauert die Sekunde, in der er gelesen wird und bleibt im Kopf. Ein guter Cartoon zeigt Mißstände in Politik und Gesellschaft auf, kritisiert, klagt an, verstört, zerstreut, macht Mut. Ein guter Cartoon zeigt nicht mit dem Finger auf andere sondern trifft den Leser selbst. Ein guter Cartoon macht sich nicht über jemanden lustig, ein guter Cartoon ist lustig. Ein guter Cartoon bringt einen zum Lachen bis die Tränen kommen!

Piero : What he said!

Michael : Ja, alles richtig. Aber entscheidend is’ auf’m Platz, wie der Philosoph Alfred Preißler mal sagte. Sprich: Gut ist, wenn der Leser lacht.

Dienstag, 16:32 Uhr

Dorthe : Ich finde, ein guter Cartoon ist ca. 500 Euro wert. Leider wollen das nur die wenigsten bezahlen. Aber auch was Denis sagt.

Marc : Ich danke allen von Herzen. Sagt Martin auch, was Denis und Michael und Dorthe und Piero sagen? Dann hätte ich alles komplett!

Michael : Martin sagt, ein guter Cartoon ist von Martin. Immer. Ich sag das aber auch.

Marc : Wer nicht.

Michael : Bis jetzt Piero, Dorthe und Denis. Kann aber noch kommen.

Piero : Ich sag gar nichts. Worum geht’s?

Michael : Dass du der beste bist. In allen Bereichen. Auch zukünftigen.

Martin : Ich finde auch, dass der Pedro Eitermalz der beste Ukulelist von allen ist.

Mittwoch, 02:07 Uhr

Martin: Aber zurück zur Frage: das Größte ist ein Cartoon, den man selber lustig findet und den auch andere verstehen. Der hat dann zumindest einen ideellen Wert. Ansonsten, was Dorthe sagt: 500 € wären angemessen, wenn sie jemand zu zahlen bereit wäre.

Marc : Ich kann nicht mehr. Danke!

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