Oldenburg - Backsteinfassaden – bei dieser Vorstellung kommen bei manchen Oldenburgerinnen und Oldenburgern Zweifel daran auf, dass sich das Neubaugebiet in seiner Massivität in das Stadtbild einfügen wird. „Wird es“, versprechen Investor Dirk Onnen und dessen Tochter Lisa, die die Wandlung des ehemaligen Industrie- in ein Wohnquartier in die Hand genommen haben. Das Investitionsvolumen beträgt 160 Millionen Euro.

Die Fassade des zwölfgeschossigen knapp 40 Meter hohen Hochhauses am Einlauf des Küstenkanals in die Hunte hat einen hohen Glasanteil. „Der Turm wirkt wie ein Kristall“, versprechen Lisa und Dirk Onnen. Im unteren Bereich gibt es eine Gastronomie sowie eine Kindertagesstätte. Hinter dem Hochhaus entsteht Richtung stadtauswärts (also Klapprollbrücke) ein sechsgeschossiges reines Wohngebäude, erklärt Lisa Onnen das Konzept der Planung weiter. Dahinter wiederum werden drei U-förmige Gebäudekomplexe gebaut mit einer durchmischten Nutzung von Wohnen und Gewerbe. Entlang der Rheinstraße, also Richtung Süden, werden sich allerdings ausschließlich Büros befinden. Die geschlossene Front dient als Lärmriegel, schützt die dahinter Richtung Hunte liegenden Wohnungen vor Emissionen, sagt Projektmanagerin Julia Agena. Das Interesse an den Wohnungen, 350 sollen gebaut werden, ist riesig, berichtet Lisa Onnen weiter und räumt auf Nachfrage gleich mit einem Gerücht auf. Auf der ebenfalls von ihrem Unternehmen bebauten Nordseite des Alten Stadthafens sind nur noch zwei Wohnungen frei, der Rest ist verkauft. Und auch für diese beiden Wohnungen haben sich zwei Interessenten vormerken lassen.

Preise für die Wohnungen auf der Südseite kann sie noch nicht nennen. 4000 Euro für den Quadratmeter sei aber eine realistische Größenordnung. Auch dort ist das Interesse der Käufer groß, bei Kubus-Immobilien gibt es bereits eine große Interessentenliste. 19.000 Quadratmeter Wohnfläche werden gebaut.

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Die Bebauung wird laut Lisa Onnen von der Nordseite des Stadthafens betrachtet modern wirken, die Wittmunder Klinker haben unterschiedliche Färbungen. Auf keinen Fall sollen wie in der Hamburger Hafencity oder auf der Nesse in Leer sogenannte Kranhäuser entstehen. Die Flächen darunter sind verschenkter Raum, sagt Onnen, es ist dort zugig und es sammelt sich Müll. Für eine hohe Aufenthaltsqualität sollen am Stadthafen Süd vielmehr Grünflächen und die zehn Meter breite Uferpromenade sorgen, die Richtung Klapprollbrücke führt. Man versuche die Bahn dafür zu gewinnen, entlang der stadteinwärts zeigenden Seite der Brücke einen zweiten Fuß-/Radweg über die Hunte anzulegen. Dann wäre ein wunderbarer Spaziergang über die Amalien- oder Cäcilienbrücke möglich. Das gesamte Wohnquartier ist für die Öffentlichkeit durchlässig.

Zum Konzept gehört auch ein Angebot für altersgerechtes Wohnen sowie Co-Working. Dabei arbeiten die Menschen verschiedener Unternehmen und Fachrichtungen zugleich in meist größeren, offenen Räumen und können auf diese Weise voneinander profitieren, sich unterstützen oder gemeinsam an Projekten arbeiten. Auch Co-Housing soll ermöglicht werden. In diesem Projekt leben die Bewohner in eigenen kleinen rund 25 Quadratmeter großen Wohnungen in einem Gebäudekomplex, in dem sich Gemeinschaftseinrichtungen befinden. Rund 50 Wohnungen sind dafür vorgesehen.

Abgerundet wird die Planung durch eine Kunstmeile auf einem 20 Meter breiten Streifen mit einer zwei- bis dreigeschossigen Bebauung vor ehemals Peguform und ein Hotel, das über 65 Zimmer verfügen soll. Zu dem Hotel gehören eine Lobby und ein öffentlich zugängliches Bistro.


Vier Tiefgaragen werden gebaut mit rund 250 Stellplätzen. Allerdings gibt es ein eigenes Mobilitätskonzept, das den Fuß-/Radverkehr, Carsharing und die E-Mobilität fördert. „Das Angebot soll so attraktiv werden, dass die Menschen aufs Auto im Zweifel verzichten“, hofft Lisa Onnen.

Die beiden ortsbildprägenden Kräne von ehemals Rhein-Umschlag sollen erhalten bleiben, soweit deren Zustand es zulässt. Baureif ist das Gelände voraussichtlich Anfang 2018, dann könnte auch mit den Bauarbeiten begonnen werden. Bis alle Häuser dann fertiggestellt sind, werden rund fünf Jahre vergehen. Dann haben rund um den alten Stadthafen schätzungsweise 1200 Menschen ein neues Zuhause gefunden.

Thomas Husmann
Thomas Husmann Redaktion Oldenburg