Meiringen | 28. April 2011
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Rudolf Häfeli tritt zurück

Bergbahnen Meiringen-Hasliberg kämpfen um ihr Bestehen
Die Bergbahnen Meiringen-Hasliberg AG trägt seit langem eine zu grosse Schuldenlast. Notwendige Investitionen konnten deshalb nicht getätigt werden. Der warme Winter führt nun zusätzlich zu einer Liquiditätskrise. Um einen Konkurs abzuwenden, muss das Unternehmen rasch saniert werden. Der Präsident des Verwaltungsrates ist zurückgetreten.
von Beat Kohler
Tritt per sofort als Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Meiringen-Hasliberg zurück: Rudolf Häfeli.
Tritt per sofort als Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Meiringen-Hasliberg zurück: Rudolf Häfeli.Foto: Archiv

Nicht die Verantwortlichen der Bergbahnen Meiringen-Hasliberg AG (BMH) haben entschieden. Die äusseren Umstände haben den Entscheid getroffen, dass nun gehandelt werden muss. Die erste Konsequenz: Verwaltungsratspräsident Ruedi Haefeli tritt per sofort zurück. Dies geschah nach einem Gespräch mit den Banken kurz vor Ostern, wie Verwaltungsratsvizepräsident, KWO-Direktor Gianni Biasiutti gegenüber dieser Zeitung erklärt. Diese haben offenbar das Vertrauen in die Führungsspitze der BMH verloren. Sie sind zur Überzeugung gelangt, dass eine rasche Sanierung der Unternehmung nötig ist.

Mit allen Mitteln will die verbliebene Führung der BMH verhindern, dass der Betrieb während des Sommers eingestellt werden muss.
Mit allen Mitteln will die verbliebene Führung der BMH verhindern, dass der Betrieb während des Sommers eingestellt werden muss.Foto: Beat Kohler
Nur der Impuls

Auslöser für die Krise war der warme und schneearme Winter. Er hat den BMH ein Loch in die Kasse gerissen. Der scheidende VR-Präsident sprach Mitte April von einem Einnahmenrückgang von 800’000 Franken gegenüber dem Vorjahr. Zudem ist auch das Oster-Skigeschäft weggefallen. «In der Liquidität ist ein derart grosser Engpass entstanden, dass der Sommerbetrieb ohne Notmassnahmen nicht mehr möglich ist», schreibt die BMH. Die Frage, ob ein Konkurs noch abgewendet werden kann, muss offen bleiben. «Wir setzen alles daran, dass es gelingt», so Biasiutti gegenüber dieser Zeitung. Er betont, dass der warme Winter nicht der Grund für die Probleme ist, sondern nur einen weiteren Aufschub bei der Sanierung verhindert hat.

Krisensitzungen

Unter der Leitung von Vizepräsident Gianni Biasiutti haben Krisensitzungen im Verwaltungsrat stattgefunden. Die angespannte Situation erfordert rasches Handeln; dazu wird umgehend eine in Sanierungen spezialisierte Fachperson beigezogen. Dies hat nichts mit dem angekündigten Bericht der Grischconsulta AG zu tun, welcher die langfristigen Aussichten der Bahn aufzeigen sollte. Die Untersuchungen der Grischconsulta sind vorerst sistiert, wie Biasiutti auf Anfrage dieser Zeitung erklärt. Nun steht das kurzfristige Überleben des Unternehmens im Vordergrund. In vier bis sechs Wochen muss ein Lösungskonzept vorliegen, damit Aussicht auf einen Weiterbetrieb des Unternehmens in der bisherigen Form besteht. Tabus bei den Überprüfungen gibt es keine. «Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen», erklärt er. Man stehe erst am Anfang des Sanierungsprozesses. Die Führung der Bahn will alles daran setzen, eine Lösung für einen Weiterbetrieb der Bahn zu finden. «Die Einstellung des Bahnbetriebs am Hasliberg muss mit allen Mitteln verhindert werden», schreibt die BMH.

Termin bleibt vorerst bestehen

Erst vor Monatsfrist hatte die BMH angekündigt, dass sie die Generalversammlung um einen Monat verschieben muss, um ihre Strategie zu überprüfen. Sie wollte in der zusätzlichen Zeit die Expertise der Grischconsulta erstellen lassen. Dies ist nun hinfällig. Der Termin für die GV am 25. Juni bleibt vorerst bestehen. «Ob wir den Termin einhalten können, hängt vom weiteren Verlauf der Sanierungsmassnahmen ab», so Biasiutti.

Seit Langem überschuldet

Den hauptsächlichen Grund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten sehen die BMH selber in den seit Jahren bestehenden hohen Schulden. Nach Beurteilung der Banken liegen diese Schulden deutlich über dem tragbaren Mass. Die Schulden sowie deren Zinsen und Amortisationsraten verhinderten grössere Investitionen. Betroffen sind vor allem die Erneuerung der Sesselbahn Bidmi-Käserstatt und die Erweiterung der Beschneiung. Eine zusätzliche Belastung war die notwendige Nachzahlung in die Pensionskasse Ascoop. In der Folge war der Spielraum so weit eingeschränkt, dass die BMH die schlechten Erträge des letzten Winters nicht mehr verkraften kann. Die hohen Schulden und der Investitionsrückstau sind keine neuen Probleme. Die BMH räumt nun selber ein, dass die Zukunftsbeurteilung viel zu optimistisch war. Das Finanzierungsmittel Hasli Schnee AG, welches von der Bevölkerung in Meiringen an der Urne abgelehnt wurde, sollte die Mittel und Sicherheiten für die notwendigen Investitionen bei den Gemeinden holen. «Allerdings hätte dies die Probleme aufgrund der hohen Schulden nicht lösen können», gesteht das Unternehmen heute ein.