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Vermarktung live

Nässe nimmt bedrohliches Ausmaß an

Fahrspuren im Maisfeld-Dezember
Dieter Jendrziak
am Donnerstag, 14.12.2017 - 11:29

An einen derart nassen Herbst wie in diesem Jahr in Norddeutschland können sich nicht einmal die Ältesten erinnern. Für die Betriebe eine Katastrophe.

Schnee auf dem Feld

Regen, Regen, nichts als Regen. Und jetzt auch noch Schnee. Seit Anfang September hängt über dem Norden der Republik ein grauer Himmel, aus dem immer wieder ergiebige Niederschläge fallen. Die Landwirte müssen die letzten Hoffnungen auf ein halbwegs versöhnliches Ende einpacken.

Zumindest eine Herbstfurche hätte gern noch drin sein dürfen, damit die bisher noch unberührten Flächen im Frühjahr einen besseren Start bekommen. Aber jetzt Mitte Dezember geht nach flächendeckendem Schneefall absolut gar nichts. „Zumindest hat man das Elend auf den Feldern jetzt nicht mehr täglich vor Augen“, beschreibt ein frustrierter Ackerbauer die Situation.

Nur die Hälfte der Winterungen konnte gesät werden

Vernässte Rapsaussaat in Nordfriesland

In Schleswig-Holstein ist in diesem Herbst landesweit höchstens die Hälfte der geplanten Winterungen in den Grund gekommen. Davon ist wahrscheinlich weniger als die Hälfte in einem einigermaßen akzeptablen Zustand. Der überwiegende Teil ist Dank der ständigen Niederschläge in die Kategorie schlecht bis sehr schlecht einzuordnen.

Aber auch die akzeptablen Bestände werden zum Teil spätestens im Frühjahr massive Probleme bekommen, denn häufig blieb kein Spielraum für den Pflanzenschutz. Zwar ist das Problemkind Nr. 1, der Ackerfuchsschwanz, dank der ungünstigen Witterung auch nicht so üppig gewachsen. Aber ob die Frühjahresbehandlung ausreicht, ist unsicher.

Angespannte Vermarktungslage

Am 12. Dezember veröffentlichte das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) seinen monatlichen Bericht zur aktuellen Versorgungslage an den Getreidemärkten. Demnach stiegen die globalen Bestände Dank noch größerer Ernten weiter an. Zwar war die Wirkung auf die Börsen gering, da bereits sehr große Bestände eingepreist sind und die Nachricht niemanden mehr schockt, aber der Weg zu anständigen Preisen wird damit noch weiter.

Auf Sicht können wir also nicht mit einer grundlegenden Änderung an der für die Landwirtschaft äußerst schwierigen Vermarktungssituation rechnen, zumal der marktentlastende Export der EU-Länder bislang nicht angesprungen ist. Die vielfach beschriebene übermächtige Konkurrenz aus Russland gibt der EU immer noch keine größere Chance, ihre Übermengen an den Mann zu bringen.

Analysten haben mehrere Krisengebiete im Blick

Dieter Jendrziak

Für die neue Ernte beobachten Analysten derzeit eine Vielzahl von Krisengebieten. Nicht zuletzt dürfte die Situation in Norddeutschland und Dänemark für eine Entlastung der Bilanzen sorgen. In Australien wird aktuell deutlich weniger geerntet. In Südamerika könnte durch La Nina die bestehende Trockenheit größere Schäden verursachen und die Bilanzen zur kommenden Soja- und Maisernte trüben.

Hoffnungen ruhen auf dem Frühjahr

Vor dem Hintergrund besteht auch für unsere Ackerbauern der Serie Vermarktung live, Max Uwe Hansen und Jan Schulze-Geißler, derzeit kein Handlungsbedarf, weder in der Vermarktung noch auf dem Acker.

Die Hoffnungen ruhen auf einem einigermaßen wohlwollenden Frühjahr, um zumindest noch etwas retten zu können.

Mehr über die Situation auf den beiden Betrieben und ihre Vermarktungssituation lesen Sie im nächsten agrarheute-Magazin, das am 29. Dezember erscheint.

Norddeutschland: So katastrophal sieht es auf den Feldern aus