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Wenn die Profis Sandburgen bauen

Welches Kind baut beim Urlaub am Meer nicht mindestens eine Sandburg? Doch es gibt auch Erwachsene, denen das immer noch Spaß macht. Einige von ihnen treiben das Sandburgen-Bauen bis zur Perfektion, inzwischen gibt es sogar Weltmeisterschaften. Zwei davon finden dieses Jahr in Deutschland statt

Auf einer riesigen Weltkugel sitzt ein Eisbärenjunges. Man erkennt genau die einzelnen Länder auf dem Globus, die Breitengrade, die Fellstruktur des Bären. Er hat Angst. Und ein Schild in der Hand. Darauf steht "Save my family!" – eine Botschaft für die Menschen. Sie sollen endlich die Erderwärmung aufhalten. Könnte der Beginn eines Films sein. Oder doch ein Gemälde, eine Fotomontage? Es ist eine Skulptur aus Sand, die beeindruckende Arbeit zweier Sandkünstler, mehr als drei Mal so groß wie sie selbst.

Ein Fest für Sandkünstler

Die Skulptur steht beim größten und ältesten deutschen Sandskulpturenfestival in Berlin, dem "Sandsation", das dieses Jahr schon seinen sechsten Geburtstag feiert. Dessen Macher haben dieses Jahr zum ersten Mal auch einen Sandskulpturen-Wettbewerb ausgerichtet – die USF (United Sand Festivals) World Double Championship. Für den Weltmeistertitel in der Doppel-Disziplin haben zwölf Länder in Zweier-Teams Sand in ungewöhnliche Formen gebracht. Und gewonnen hat der anklagende Eisbär des indischen Teams. Vize-Weltmeister wurde das Team aus Nordamerika und den dritten Platz haben die Niederländer geholt.

Da die Sandkünstler normalerweise allein an ihren Skulpturen werkeln, ist die Teamarbeit für die Doppel-Disziplin eine besondere Herausforderung. Etwa sechs Meter hoch werden diese in Gemeinschaftsarbeit "erbuddelten" Skulpturen. Übrigens eignet sich für solche Sandskulpturen nicht jede Art von Sand. Wenn ihr jetzt denkt, "Klar, der vom Strand ist der einzig richtige", habt ihr euch allerdings getäuscht!

Meeressand ist dafür viel zu fein. Damit die Skulpturen genug Halt haben, müssen die Sandkörner möglichst ungeschliffen und kantig sein. Der Sand für die Sandfestivals in Deutschland kommt deshalb nicht etwa vom Ost- oder Nordseestrand, sondern aus Sandgruben in Brandenburg bzw. Nordrhein-Westfalen.

Mit der Skulptur "Global Warming" ist das indische Team in Berlin Weltmeister in der Doppeldisziplin des United Sand Festivals geworden
Mit der Skulptur "Global Warming" ist das indische Team in Berlin Weltmeister in der Doppeldisziplin des United Sand Festivals geworden
© Sandsation

Sandskulpturen werden aus Sand "geschnitzt"

Hier seht ihr das so genannte "Showpiece" von 2007, das alle Künstler zusammen gestaltet haben (Habt ihr den Fernsehturm im Hintergrund entdeckt?)
Hier seht ihr das so genannte "Showpiece" von 2007, das alle Künstler zusammen gestaltet haben (Habt ihr den Fernsehturm im Hintergrund entdeckt?)
© Sandsation

Ihr fragt euch, wie solche gigantischen Kunstwerke im Freien überhaupt Regen und Wind standhalten können? Dazu ist eine besondere Technik, das "Compacten" nötig: Dabei wird der Sand mit schweren Werkzeugen, Wasser und viel Muskelkraft in eine spezielle Holzvorrichtung gepresst. Insgesamt 12 Männer bereiten die riesigen Sandpyramiden vor, aus denen die Künstler dann wie in weichen Stein ihre Skulpturen schnitzen – oder "Carven", wie diese Kunst auch genannt wird. Diese Pyramiden sind so fest zusammengepresst, dass Regen und Wind den Kunstwerken später nichts anhaben können. So können die Skulpturen je nach Wetter zwischen zehn und 14 Wochen lang bewundert werden.

Den Eisbären und alle anderen Sandkunstwerke des diesjährigen "Sandsation" könnt ihr noch bis 17. August 2008 direkt am Berliner Hauptbahnhof (Eingang von der Invalidenstraße, gegenüber dem Museum Hamburger Bahnhof) bewundern. Übrigens gibt es neben den Sandskulpturen auch noch jede Menge spannendes Rahmenprogramm. So könnt ihr beispielsweise jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr kostenlos bei Workshops das Sandskulpturenbauen ausprobieren oder euch jeden Sonntag um 17 Uhr von Experten kostenlos durch die sandigen Kunstwerke führen lassen. Noch mehr Infos findet ihr auf der Sandsation Homepage.

Sandfestival Ruhr

Berlin ist euch zu weit weg? Kein Problem! Denn seit letztem Jahr gibt es auch in Nordrhein-Westfalen am Kemnader See ein Sandskulpturenfestival, das "Sandfestival Ruhr" – ebenfalls organisiert von der "Sandsation"-Mannschaft. Auch dort gab es zu Beginn des Festivals einen Wettbewerb: Insgesamt 10 Solokünstler kämpften mit ihren etwa vier Meter hohen Skulpturen um die USF World Solo Championship. Gewonnen hat der Spanier Etual Ojeda, der schon seit 27 Jahren Sandkunst macht. Mit seiner Skulptur "A Bunch of Shapes – lost in Sand" ("Umrisse – verloren im Sand") zeigt er, wie kunstvoll sich viele verschiedene Formen, Porträts und Silhouetten in einer Sandskulptur verbinden lassen.

Etual Ojeda aus Spanien, der stolze Gewinner des diesjährigen USF World Solo Championship beim "Sandfestival Ruhr"
Etual Ojeda aus Spanien, der stolze Gewinner des diesjährigen USF World Solo Championship beim "Sandfestival Ruhr"
© Michael Printz / SANDFESTIVAL RUHR

Neben den Werken der zehn Wettbewerbsteilnehmer könnt ihr die von zehn weiteren Sandkünstlern bewundern. Außerdem haben alle Künstler gemeinsam ein sage und schreibe zehn Meter hohes Sandkunstwerk gestaltet!

Das 2. internationale Sandskulpturenfestival am Kemnader See könnt ihr noch bis zum 10. August 2008 im Freizeitzentrum Kemnade besuchen. Zum spannenden Rahmenprogramm gehören u. a. ein Lagerfeuerabend (am 2. August) und eine Schatzsuche (am 14. Juli und 7. August). Jeden Abend zur Dämmerung werden die Kunstwerke außerdem mit einer magischen Beleuchtung in ein besonderes Licht gerückt. Ihr wollt noch mehr Infos? Die findet ihr auf der Homepage des Sandfestivals Ruhr.

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Skulpturen aus Sand – wie alles anfing

Aus Sand Skulpturen zu formen, ist gar nicht so neu. Schon im alten Ägypten haben Architekten aus Sand Modelle geformt, um Winkel und Kanten geplanter Pyramiden leichter berechnen zu können. Auch die Aborigines haben Figuren aus Sand modelliert. Die Kunstform des "Carving", wie das Skulpturenbauen aus Sand auch genannt wird, kam in den 1960er und 70er Jahren an den Stränden der amerikanischen Westküste auf. Seit den 1990er Jahren gibt es weltweit immer mehr Sandfestivals und ein ständig wachsendes Interesse an dieser Kunstform. Der Weltrekord der höchsten Sandskulptur liegt momentan übrigens bei 21 Metern!

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